Die Kunst des Wanderns

Das Glück suchen

Wandern ist eine äußerst vielschichtige und komplexe Freizeitaktivität mit einem sehr hohen Erlebnispotential. So ist Wandern ein intensives Natur-Erlebnis, aber auch in hohem Maße ein so genanntes „Ich-Erlebnis“, das letztlich noch verbunden ist mit einem Erfolgs-Erlebnis. Denn Wandern ist immer, auch ein Ziel zu definieren und dieses Ziel aus „eigener Kraft“ zu erreichen.

Angesichts zunehmender virtueller Welten, mangelnder Selbstbestätigung und Erfolgserlebnisse im Alltag, ist Wandern zu einer sehr aktuellen und modernen Antwort auf unsere heutige Zeit geworden.

Viele Menschen haben genug von der hightech-Hektik und dem Hyperstress. In diesen Welten verliert der Mensch ein realistisches Verhältnis zu seinen Fähigkeiten und Grenzen. Um vernünftige Maßstäbe zu gewinnen, müssen wir Menschen ab und zu wieder in die Natur, zum eigentlichen Humanbiotop, zurückkehren. Wandern führt wieder zurück zu sich selbst, zum eigenen Ich.

Die nachfolgenden Tipps sind eine Anleitung, die Kunst des Wanderns wieder neu für sich zu entdecken und beschreiben die markanten Stationen auf dem Wander-Weg zum persönlichen Glück.
 

Sich auf den Weg machen – Die Vorbereitung

Schon die Vorbereitung auf eine Wanderung weckt Bedürfnisse. Es wird geplant, es entstehen Erwartungen und Vorfreuden, es schafft eine gewisse Anspannung (Werde ich es schaffen?) und erhöht den Reiz.
 

Das Weggehen entspricht nicht nur dem Loslösen von alltäglichen Verpflichtungen, Sorgen und Problemen. Man wechselt nicht nur den Ort, sondern auch die Lebensweise, lüftet den Kopf und Sinne aus, legt Rollenzwänge ab und begibt sich auf die Suche nach dem kleinen Abenteuer – oder nach dem Glück.
 

Eintritt in einen anderen Raum - Die Wege ins Gebirge gleichen immer einem Eintritt in einen Raum, der durch die Atmosphäre der Grenzbegegnung, die Bewegung des Übersteigens und Überschreitens und einer gewissen Zeitlosigkeit und veränderter Raumdimension geprägt ist.

Diesen Raum erleben wir oft als eine atmosphärische Wahrnehmung: die Erfahrung der sonderbaren Stille, die Schau in eine wundersame Weite, das Abtauchen in eine erfüllte Leere.
 

Vorbereitung:

  • Attraktives Weg-Ziel auswählen
  • Strecken, Tour planen
  • Karte anschauen, Wegverlauf checken
  • Ausrüstung vorbereiten: richtige Wahl der Schuhe und Bekleidung
  • Vorfreude steigern

 

Das Weggehen – Den Rhythmus finden

Weg-Gehen heißt auch Aufbrechen, sich in Bewegung setzen. Gehen in ganz verschiedenen Rhythmen ist eine besondere Meditationshaltung.

Gehen im Gebirge ist meist ein Steigen – und der Weg führt oft mit großen Umwegen und Abweichungen zum Ziel.

Ständiges Auf und Ab, viele Unebenheiten, Windungen und Ausweg-losigkeiten prägen den Weg – wie im normalen Leben. Gehen - Wandern ist wie Leben.
 

Der Aufstieg - Gehen und Aufsteigen bewusst wahrnehmen. Vor dem Erreichen der Höhe steht ein meist langer beschwerlicher Durchstieg der Waldregion.

  • Reduzierter Blick
  • Verhüllte Landschaft
  • Schattige Wege, verborgener Himmel
  • Oft eintönige Wege, Hoffnung auf Lichtung, Blicköffnung Irgendwann lichtet sich der Wald – jenseits der Baumgrenze:
  • Besonderer Augenblick: Ausblicke
  • Hier beginnt das Gebirge
  • Neue Schwelle, die uns zur Stille und Leere des Hochgebirges führt
  • Zeit zum Schauen nehmen, der weitende Himmel, veränderte Formen und Farben, Zeitenthobenheit;

Der gewohnte Rhythmus, der von Hetzen und Hast geprägt ist, wird für die Zeit des Wanderns aus dem Körper vertrieben. Spätestens am Berg stellt sich im Zusammenspiel von Bewegung, Atmen und Herzschlag ein Rhythmus ein, der beruhigend wirkt. Der Puls steigt, aber der Mensch kommt zur Ruhe.
 

Den Körper spüren – die „ICH-Erfahrung“

Ausdauerndes Gehen fördert den Fettstoffwechsel, beeinflusst das Immunsystem positiv und stärkt den Kreislauf, Atmung und Muskulatur. Man spürt den Schweiß, den Geruch des eigenen Körpers, die Muskelanspannungen, das Herzklopfen und vieles mehr.
 

Beim Aufstieg verändert sich der Atem. Er wird kürzer, flacher, schneller, mühsamer.

Rhythmus des Atmens wahrnehmen – Atmen als Meditation. Leben ist Atem.
 

Man registriert auch die eigenen Körperfunktionen und Körpergefühle, das eigene „ich“.
 

Bewegung in natürlicher Umgebung fördert nicht nur körperliche, sondern auch geistige und soziale Fähigkeiten und trägt somit zur „psychischen“ Stabilität und Gesundheit bei.

Wandern ist eine erfolgreiche und pillenfreie Therapie gegen den zunehmenden Bewegungsmangel.
 

Sehen, was man sonst nicht sieht

Auf der Wanderung erfolgt dann eine intensive Wahrnehmung der Natur über alle Sinne, es werden Dinge wahrgenommen, die man sonst im Alltag nicht/nie wahrnimmt.

Schon der Blick auf sanfte Bergsilhouetten oder weite, offene Land-schaften hat einen ungeahnt befreienden Effekt. Große Aussichten, der Blick in die dritte Dimension, den Raum in seiner ganzen Tiefe wieder voll zu erfahren, ist ein entlastender Ausgleich.
 

Die Weite, die man beim Wandern erfährt, öffnet auch die Sichtweise.
Es erfolgt ein Loslössen von der Eingeengtheit des Alltags, wenn man den Weg nach oben wählt, der ein Aufatmen erst ermöglicht. In den Bergen kann man Loslassen von einengenden Verpflichtungen, man kann frei durchatmen – tief durchatmen.
 

Fühlen – Angreifen – Begreifen

Beim Wandern nimmt man engen Kontakt zur Natur auf. Es gibt viel zu sehen und es gibt aber auch viel zu hören, zu riechen und zu fühlen. Das ganze Ensemble der menschlichen Sinnlichkeit wird auf ganz natürliche Weise bedient. Man muss sich im Gehen der Landschaft angleichen und führt so seine Sinne hautnah an die Dinge heran. Schon das Niedersitzen auf Gras, auf einem Baumstumpf oder einem Stein, das Trinken von den Quellen oder einfach das Eintauchen der Hände in das kühle Bergwasser belebt die Sinne. Dazu kommen die Pflanzen, Bäume und anderen „leblosen“ Dinge der Natur, die nur durch Angreifen begriffen werden können.
 

Die Stille und die Laute

In einer Welt, in der alles piepst, klingelt, rattert, röhrt und heult, ist Stille zu einem begehrten Luxusgut geworden.

Die Stille ist in den Bergen oft ungeheuer gegenwärtig und raumfüllend. Die Entdeckung der Stille ist eine der eindruckvollsten Erfahrungen auf dem Weg durch die Berge.

Es muss aber keineswegs die absolute Stille sein – es geht vielmehr um die Unaufdringlichkeit einer natürlichen Lautkulisse: Rauschen, Plätschern, Wispern, Gurgeln, Zwitschern und … vielleicht die eigenen Atemgeräusche.
Mit der äußeren Stille kehren auch innere Ruhe und eine Verlangsamung ein.
 

Mit dem Aufstieg ist ein langsamer Übergang aus der sich stetig verändernden Natur in die hochalpine Landschaft verbunden, in der das Tempo still steht. Hier ist Zeit augenblicklich und ewig zugleich.

Das ist der Weg in das sonderbar Stille der Berge.

Es kann auch Weg in das tiefe Schweigen der Seele sein, wo ein Freimachen vom Denken des Bilderstroms und eine Entleerung der Seele stattfinden dürfen.
 

Schmecken und Riechen, wie die echte Natur schmeckt

Die modernen Kommunikationswelten beanspruchen von unseren Sinnen vor allem zwei: Hören und Sehen.

Geschmack und Geruch werden dagegen nur noch konfektioniert bedient. Der würzige Duft des herbstlichen oder feuchten Waldes, die frische Kühle von Quellen und Bächen, der Geruch von Erde oder frisch gesägtem Holz, der Geschmack von Beeren und Pilzen – die Natur bietet eine Vielzahl abgestufter Sensationen.
 

Das Ankommen – Glück empfinden - Das In-sich-gehen

Und das Ankommen – das Ziel erreichen: Das Gefühl, der Stolz und die Zufriedenheit, ein gestecktes Ziel erreicht zu haben, wird als Glück empfunden.
 

Der Gipfel - Wir haben es geschafft! Der Gipfel ist erreicht. Das Steigen hat ein Ende. Auf- und durchatmen. Phantastische Aussicht – Weitsicht !

Empfindungen des Glücks, stille Zufriedenheit, Stolz, Überheblichkeit, Freiheit, Leere machen sich breit.

Am Gipfel vermittelt Wandern eine ganz konkrete Freiheitserfahrung: In diesen Momenten des Gipfelglücks möchten wir am liebsten bis ans Ziel unserer Sehnsüchte fliegen. Es wird die Fantasie für solche Träume freigemacht.
 

Der Berg weckt die Sucht nach gelingendem Leben, was zuerst nur als pures Er-Leben wahrgenommen wird.
 

Am Gipfel grenzen Erde und Himmel aneinander – Augenblick, an dem man sich der irdischen Welt enthoben fühlt.

Der Gipfel ist das Ende der Materie – beim Aufstieg ist man der Materie entstiegen – am Gipfel könnte man sie endgültig verlassen.

Das bewirkt ein Loslösen vom Ballast „erdhafter“ Begrenzungen – Entmaterialisierung am Gipfel.

Der Gipfel ist der Höhepunkt der Wanderung, nicht aber das Ziel – das Ziel ist das Ankommen.
 

Stilles Plätzchen suchen – sich der Stille überlassen.
Nehme meinen Atem wahr – atme Lebensenergie ein.
 

Die Rückkehr

Der Aufstieg mobilisiert unsere Energie stärker als der Abstieg. Die Aussicht auf Entspannung und Erholung führt uns zurück zum Ausgangs-punkt. Ermüdung, Eintönigkeit im Kopf macht sich breit – das große Ziel fehlt (wie oft im wahren Leben).

Jetzt heißt es durchhalten – wir haben die Gewissheit, dass wir unser Ziel erreichen werden und dass das Leben noch viele schöne Blicke eröffnet auf die großen Berge und kleinen reizvollen Dinge am Wegesrand.
 

Das Ziel - Das Ziel ist das Ankommen. Die Wegziele sind nur am Beginn bestimmbar, unterwegs werden sie uneindeutiger, veränderlich und ortlos.
Der Weg hat ein Ziel, nur liegt es vielleicht nicht dort, wo es anfangs vermutet wurde.

Zwischen Weggehen und Ankommen gibt es viele Türen
 

Kein anderer Weg gleicht dem Lebenslauf so wie der Weg durchs Gebirge – dem Wandern.
 

Nach den Anstrengungen und langen Wegen erscheint das Alltägliche wieder reizvoll; man freut sich auf den ersten Schluck, das einfache Essen, die kalte Dusche oder die heiße Badewanne.
 

Das Gefühl, die Gewissheit zu haben, dass wir unser Ziel erreichen können, trägt zu unserem Wohlbefinden bei. Wandern ist der Königsweg. zum Erlebnis der Natur und ein schöner Weg zum Glücklich-Sein des Menschen.


„Die Kunst des Wanderns“ – Die Wanderschule der Europa-Wanderhotels © Eckart Mandler

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